Moj Marmeladny
, dröhnte und hämmerte aus den überlasteten Boxen des PCs. Ein völlig überladener Tisch breitete sich vor ihren Augen aus. Wenn dieser nicht aus einer stabilen Steinplatte bestehen würde, wäre dieser schon längst unter der Last, der aufgetürmten Cds, Bücher und sonstigen Utensilien zusammengebrochen. Draußen tobten die kalten Winterstürme. Die Bäume wankten vor dem Fenster im Schein der Laterne und man hatte das Gefühl, im nächsten Augenblick krallen sich die Äste am Fenstersims fest und kriechen in den Raum. Nichts hatte sich seit dem letzten Besuch geändert. Das wird es auch nicht tun in Zukunft. Das ahnte sie schon. Es war ein Ritual. Jedes mal war es schon finstere Nacht, oft weit nach Mitternacht. Eine Reise durch die ganze Stadt hatte sie dabei immer hinter sich gebracht. Aufgepeitscht im Auto durch laute, pochende Musik. Sie brachte sich damit in Stimmung. Meist lief das, was beim letzten Besuch als Hintergrund gespielt wurde. Neben ihr, am Beifahrersitz, meist ein bis zwei Taschen voll gepackt mit Wein, Knabbereien, Süßigkeiten, CDs und was sonst noch so gebraucht wurde. Benötigt für ein Spiel, welches die ersten Male, spannend und prickelnd war.
Der Kaffee wurde serviert. Fix und fertig mit Milch und Zucker, umgerührt. Das Zimmer war trotz, nicht funktionierender Heizung warm. Es war nicht groß. Der PC und zwei Lampen reichten um eine angenehme Temperatur zu schaffen. Sie war sehr kälteempfindlich. Wie die meisten Frauen. Drum war es schon eine Überwindung mit den Nylons und Straps bei eisigen Temperaturen unterwegs zu sein. Meist zog sie vorsorglicher Weise, eine Hose drüber. Abgesehen von der Kälte, wollte sie nicht wirklich, falls sie jemand beobachtete, dass man sah, wie sie außer Haus ging.
Aber es war auch ein Teil dieses reizvollen Spieles, im Laufe des Abends, die Taschen zu leeren. Einen Rock, der kaum den Arsch bedeckte. Raffiniert, auch schon deswegen, weil er zum umwickeln gedacht war und lediglich zwei Knöpfe besaß. Meist, noch bevor, die erste Flasche mit Beerenauslese

geöffnet wurde, saß Sie schon mit leicht geöffneten Beinen ihn gegenüber. Die russischen Frauen sangen leidenschaftlich und die fremden Wörter erregten sie sehr. Sie liebte Sprachen. Sang mit, obwohl sie kaum ein Wort verstand. Hielt ihm ihre weiblichen Reize hin. Die Nylons, waren das Hauptobjekt seiner Begierde. Seine Augen verloren kaum den Kontakt zu dem im dumpfen Licht schimmernden Anblick der Strümpfe. Es gab ja immerhin 2 x 102 cm zu betrachten. Haut sah er nur im Ansatz. Ab und an guckte ein Band der Straps hervor.
Heute hatte sich was besonders für ihn ausgedacht. Sie hatte ein Torselett gekauft. Sie freute sich insgeheim schon auf den Moment, es ihm zu zeigen. Doch davor kam ja noch das obligatorische Öffnen der Flasche. Süßwein. Beerenauslese, welche vorwiegend aus dem Burgenland kam. Er hielt die schmale 375 ml Flasche an den Rand des Glases, und hielt sein Ohr ganz Nahe dran. Er liebte dieses Geräusch beim Einschenken. „Nastrovje!“ Sie prosteten einander zu. Das süße, gelbe dickflüssige Getränk streifte ihre Gaumen. Er wagte nun endlich seine Hand über die, auf seinen Schoss platzierte Füße, gleiten zu lassen. Der Schweiß stand ihm auf der Stirn. Man konnte gar nicht mehr erkennen, was mehr glänzte, die
echten-Nylons (doc, 32 KB) mit Naht oder sein blankes Haupt. Das besondere an diesen Strümpfen, war, dass sie lebten, wie er meinte. Jede kleine Bewegung, verwandelte das Bein in eine andere Formation. Es war wie ein Kaleidoskop. Inspiration für jeden Künstler.
Dieser Abend, sollte etwas anders, als die Anderen ablaufen. Auch, wenn nach der ersten Flasche, die nächste geöffnet wurde. Sie konnte es kaum erwarten, ihm endlich ihr neu erworbenes Darunter zu zeigen. Sie nützte den Augenblick, als er kurz in der Küche verschwand und streifte die Bluse, die sowieso schon bis zum Brustansatz geöffnet war, ab. Legte sie sorgfältig neben sich hin. Als er retour kam, hatte sie schon Angst, er könne gleich in Ohmacht fallen. Er fiel in sein Sofa. Lehnte sich zurück und versuchte noch schnell, die hereingebrachte Flasche zu öffnen. Aber eigentlich war das schon nebensächlich. Die russische Musik hämmerte durch den Raum. Es schien, als würde es mit einem Moment um einige Grade wärmer geworden sein.
Er sagte zu ihr: „Lass mich Dich betrachten“. Das waren die letzten Worte, für eine volle Stunde lang. Sie sahen einander nur noch an. Es war als sendeten sie einander Botschaften. Erotische Botschaften. Sie versuchte die Blicke zu deuten. Es war Bewunderung. Als würde er vor einem Meisterwerk im
Centre Georges Pompidou stehen. Gleichzeitig hingerissen von der Schönheit und fassungslos es so nahe betrachten zu dürfen. Außer nach dem Glas zu greifen und hin und wieder eine Zigarette in den, mit Lippenstift bemalten Mund, zu stecken, bewegte sie sich nicht. Sie wagte es nicht. Es war zu ergreifend. Es war, als würde sie in eine Statue verwandelt worden sein. Nein, eher eine Schaufensterpuppe. Sie fühlte sich dabei aber keineswegs tot. Im Gegenteil. Sie bebte innerlich. Die vibrierenden Basstöne aus Russland verstärkten all das. Die Beerenauslese streichelte ihren Gaumen, und es war als floss sie hinab bis zwischen ihre Beine. Sie hatte Mühe, die Schenkel nicht zu spreizen, um ihm zu zeigen, wie sehr sie ihn begehrte.
Er saß voll bekleidet in seinem Ohrensofa und es kam ihr vor als würde er völlig paralysiert seinen Phantasien nachhängen. Im Raum herrschte eine Atmosphäre, als würde jeden Augenblick ein Blitz einschlagen, ein Feuerwerk losgehen, an einem Christbaum die Sternspritzer angezündet werden und alles unter lodernden Flammen verbrennen. Russische Tangomusik. In diesem Augenblick, schloss sie ihre Augen. Hob´ wieder einmal ab, in eine völlig irreale Welt. Eine Welt mit all den Genüssen die sie so liebte.
Niemals zuvor hätte sie gedacht, auf solche Art, befriedigt zu werden. Eine völlig neue Erfahrung. Alles was anschließend kam, war nur noch ein Nachspiel, ein Ausklang, ein krönender Abschluss zum Einschlummern in die Welt des Schlafes.
Die beiden Flaschen der Beerenauslese standen am nächsten Morgen geleert auf dem Tisch, die Russen waren verstummt und die Nylonnaht ein wenig verrutscht.