Teil 21

Do.12.02.1998
Es ist 1 Uhr. Vollmond. Willy bluest sein Reserviert fia zwa. Habe mir vom letzten Jahr die Fotos angesehen. Besonders, wo R. oder ich drauf sind. Die Bilder vermitteln mir immer das jeweilige Gefühl, dass ich damals empfunden habe. Oder was damals so geredet und was wir gemacht haben. Ich schreibe in meinen Briefen immer davon, jeden Tag, so zu leben, als wäre es mein Letzter. Mache ich das wirklich? Eigentlich habe ich keine Kraft mehr dazu oder ich weiß nicht mehr woher ich sie hernehmen soll. Wahrscheinlich gehört diese absolute Tiefphase dazu. Um dann, wenn es endlich weiter geht, alles besser und intensiver zu genießen. Eines habe ich nicht verloren. Den Glauben an die wahre Liebe. Mich liebt zwar niemand, aber ich liebe R. Wohin mich diese tiefste und innerste Überzeugung noch hinführt weiß ich nicht. Vielleicht in den Wahnsinn. Aber etwas ab normal komme ich mir sowieso schon länger vor. Aber die wenigen Überzeugungen die ich noch habe, die lasse ich mir nicht mehr und von niemand wegnehmen. Ob es gut ist? Egal! Ich glaube dran. Einmal kommt die Antwort – die Lösung – das Ziel – das Resultat. Letztes Wochenende war ich nach Langem wieder einmal mit M. weg. Zuerst im Krah. Da gab´s Blues. Sie hat es nicht lange ausgehalten – also Tenne dann Four Roses. Fazit. Recht lustig. Um 04:30 Uhr zu Hause. Am Samstag, war ich dann sehr schlecht drauf. Falco ist gestorben – 41 Jahre. Und meine mühsamst eingespeicherte Plattensammlung war plötzlich im PC nicht mehr abzurufen. Jetzt ist Gott sei Dank wieder alles da. Vollmond. R., bist du wach? An was denkst du? Was beschäftigt dich? Machst du dir überhaupt Gedanken? Du hast ja immer gesagt, man soll das Denken, denen mit größeren Köpfen überlassen. Aber ich glaube, du denkst noch viel mehr nach als ich. Warum schreibe ich als würde ich mit R. reden? Weil ich mir das so wünsche, und weil ich weiß, dass mir das gut tut. Reden. Was ist egal. Es hört wer zu. Es versteht mich jemand. Es setzt sich damit jemand ernsthaft auseinander. Ich glaube, dass ist das, was es ausmacht. Was mir die Überzeugung zu der Liebe gibt. Und die absolute verdammte Ehrlichkeit und Wahrheit. Sie tut weh. Aber ich brauch das.
So.15.02.1998
Vergangene Woche hatte ich am Donnerstag mein absolutes tiefstes Downunder. Habe soviel geweint. Dazwischen war zwar eine Faschingsfeier mit dem Motto „Spaceparty“, aber jetzt ist wieder der Zeitpunkt, wo es wieder runter geht. Runter die tiefen schwarzen zerfressenen Löcher meiner Seele. Irgendwie habe ich das Gefühl, das momentan alles egal ist. Ich lebe so auf einer Wurschtigkeitswelle. Auch Aktionen die mich von dieser Phase eigentlich wegbringen sollten, helfen nicht. Es läuft sozusagen alles an mir vorbei. Gestern waren M. +M. da. S. hat endlich die Haare geschnitten bekommen. M. hat S. fünf Nintendo Spiele abgekauft. Nachmittag war ich kurz bei M., meine Sachen (Kleidung) holen, und die vergangene Nacht zu bequatschen. M. +M. sind um ca. 23 Uhr gegangen. Habe dann 13 Bewerbungsschreiben an die diversen Schallplattenfirmen getippt. Samstagmittag meldet sich kurz F.J. vom Zentralfriedhof und berichtet vom Begräbnis vom Falco. Morgen darf ich das vierte Mal zur Führerscheinprüfung. Welches Gefühl ich habe, kann ich nicht so genau sagen. Gelernt habe ich in letzter Zeit, glaube ich genug. S. (vom Seminar) hat heute Vormittag zum 2.mal angerufen. Sie arbeitet in der Wechselstube am Stephansplatz. Wenn nicht viel los ist, meldet sie sich, und wir plaudern etwas. M. würde ihr Auto um ÖS 40.000,-- verkaufen. Das wäre ja nicht so schlecht. Aber monetär schaut´s nicht sehr rosig aus. Im Prinzip wär´s mir wuarscht, aber bei dem Minus auf der Bank, wird es immer schwieriger, Geld zu bekommen. Ein zusätzliches Einkommen wäre nicht schlecht. Oder endlich ein ordentlicher Job, damit ich wieder was Sinnvolles tun kann. Mein Tagesablauf verlagert sich meist in die Nacht. Wenn ich dann schlafen gehe, fällt es mir schwer. Kreisende Gedanken in meinem Schädel. Natürlich auch die an R. Ich wage es ja gar nicht mehr, an ihn zu denken. Er ist immer wieder mein Zentrum der Gedankengänge. Wahrscheinlich, weil es ganz einfach, einer der wenigen positiven Gedanken sind. Ist das alles schon krankhaft? Manchmal zweifele ich an mir schon sehr. Den Vorsatz, ganz einfach alles so zu tun, wie es Spaß macht, fällt mir schwer. Ich versuche es. Aber irgendwas fehlt zum Schluss immer. Es ist nichts falsch, was ich mache, es tut mir auch nicht leid, aber im Nachhinein betrachtet, ist alles so sinnlos. Manchmal denke ich mir, es ist so, weil ich von nirgends ein Echo bekomme. Keine Bestätigung. Warum brauche ich das eigentlich? Weiß doch selbst, ob es für mich gut ist oder nicht. Trotzdem. Es ist eine Art von Einsamkeit. Eine Kälte. Auch wenn es dieser Tage schon bis zu zwanzig Grad hatte. Eines macht mich auch manchmal recht unsicher. Meine Lust nach Sex. Wie kann man (Frau) nur so geil sein? Wahrscheinlich ist es immer die Ungewissheit, wann es wieder so weit ist. Vielleicht ist das überhaupt die Ursache Nummer 1 meiner gesamten Probleme. Keine konkreten Ziele vor Augen. Auch wenn sie offensichtlich da sind, bedeuten diese nicht das, was mir fehlt. Was fehlt mir überhaupt? Die Schulter zum Anlehnen, die tief in irgendeinen Herz eines Menschen steckt. Die Wärme und Geborgenheit, die ich in meinem Leben nur ganz kurz verspüren konnte. Bei R. Vor einem Jahr, als ich das alles noch hatte und fühlte, konnte ich es gar nicht fassen um es richtig zu genießen. Aber heute weiß ich, wie gut es mir getan hat. Heute wo ich es nicht mehr habe. Nur die angenehme Erinnerung an die wunderbaren Stunden sind noch in mir drin. Diese einzig, wahren, ehrlichen und absolut lebensbejahenden Gefühle, die mir soviel Kraft gegeben haben. Heute weiß ich nicht mehr, wie viel Reserve ich noch habe.
Mo.16.02.1998
Dieser Tag, geht als ganz dickes Plus in meinem Leben ein. Weil, warum? Endlich eine Stufe raus aus dem Sumpf. H. hat einen ganz lieben selbstgebastelten Valentinsgruß mit aufmunternden Worten geschickt. Habe zwar den Brief zwar schon zu Hause gelesen, trotzdem habe ich ihn zur Prüfung mit genommen. 5 Minuten vor den Eintritt beim Prüfer, habe ich ihn nochmal genau gelesen. Sozusagen als Doping. Es hat geholfen. Bestätigung meiner kreisenden Gedanken: Brauche nicht viel, um wieder auf meine wackeligen Beine zu kommen. Winzig kleine positive Feelings, und schon kann ich wieder kleine Sandhügel versetzen. Abgesehen davon, dass mich H. in diesen Brief, als stark bezeichnet, hatte ich das Gefühl, dass es auch ihn gut geht. Auch das baut mich auf. Ich kann es nicht leicht verkraften, wenn es jemand schlecht geht, den ich kenne. Somit war das Ganze ein absolutes Erlebnis. Am Abend habe ich mit R. ziemlich lange telefoniert. Seine Odyssee zum Führerschein ist leider noch nicht zu Ende. Wenn man über diese Geschichte einen Film drehen würde ich glaube, das würde niemand glauben. Werde ganz fest an ihn denken, damit er es dann auch bald schafft. Für ihn ist es besonders wichtig zu bestehen, weil er es für seine Arbeit braucht. Noch ein großes Plus, er hat eine Stichsäge. Jetzt kann ich endlich meine Bretter für die Regale zuschneiden. Super. M. verkauft ihr Auto. Wahrscheinlich werde ich mir das nehmen. O.k., jetzt am Teppich bleiben. Nur nicht wieder zu viel vornehmen. Sonst, so schnell kann ich gar nicht schauen, überrollt mich wieder die Minusphase. Schön langsam, einen Fuß vor den anderen. Für Wechselschritte bin ich eh zu bodschad. Zumindest ist jetzt einmal ein Brocken von meinem Pinkerl weggefallen, und der Karren ist leichter.
Die.17.02.1998
Ich weiß nicht, was los ist mit mir. Gestern war ich so halbwegs positiv eingestellt. Und heute fühle ich mich schon wieder so…weiß nicht wie…orientierungslos, mutlos, ohne Power. Warum? Ist es das Wetter? Weil heute nur Luft im Postkastl war? Weil das Motorradfahren heute so heavy wegen des Sturms war? Keine Ahnung. Mir ist kalt. Das einzige was mir positive Gefühle vermittelt, ist die Musik. Leere. Im Kopf, in meinem Körper. Der heutige Termin beim AMS wurde auf Mai verschoben. Hoffe, aber bis dahin schon zu jobben. Auch wenn mir das Aufstehen in der Früh, nach wie vor, Mühe bereitet. Brauche ewig lange zum frühstücken und überhaupt, ich bewege mich irgendwie in Zeitlupe. Obwohl ich das Gefühl habe, alles renn an mir vorbei. Wohin ist mein Bewusstsein verschwunden? Das vorausdenkende überlegte Handeln? Ich weiß doch ganz genau, wenn ich nichts mache, kommt und passiert nichts von selbst. Kann doch nicht ewig darauf warten, ob was und mit mir was passiert. Obwohl ich das weiß, tue ich nichts. Oder gehört das Nachdenken darüber auch dazu? Um Alles zu kapieren. Manche Leute wünschen sich Zeit für sich selbst. Ich habe davon viel zu viel. Bin auch überzeugt, dass das so nicht ewig weiger gehen kann. Was ist dann mit mir, wenn wirklich was Schreckliches passiert? Oder reicht das schon, was bisher geschehen ist? Ich habe doch eigentlich immer meine ganze Kraft und Energie in die Dinge gesteckt, die ich erreichen wollte. Es scheint so, als gibt es momentan nicht wirklich das, was ich will. Oder sehe ich es nicht? Weiß ich eigentlich gar nicht, was es überhaupt ist?
So.22.02.1998
Gestern war ich wieder mal in der City. Verkleidet als Steinzeitfrau. G. u. A. haben mich mit dem Auto reingebracht. Vorher waren wir mit M. und ihren A. beim Pfarrfasching. War ziemlich fad. Darum der Aufbruch. Wie der Zufall so will, habe ich M. den Wissenschaftler getroffen. Gestresst und von Liebeskummer geplagt war er diesmal. Die Unterhaltung war wie auch bei die letzten beiden Mal sehr interessant und witzig. Habe diesen Abend eigentlich geplant gehabt, um ganz einfach wieder was zu erleben. Mit diesen fixen Hintergedanken habe ich anscheinend M. um den Finger gewickelt. Ich hoffe, der macht draus jetzt nicht ein riesen Problem. Glaube so stark kann gar kein Mann sein, ihn nicht zu ein paar zärtlichen Stunden zu verführen. Für mich war es aber irgendwie nur ein Mittel zum Zweck. Was solls. Ich muss mir hin und wieder was Gutes tun. Am Freitag, ist wieder ein ganz lieber Brief von H. gekommen. Na, ich hoffe doch bald meinen fahrbaren Untersatz steuern zu dürfen, um dann noch ein bisschen mobiler zu sein. T.T. habe ich natürlich eine Geburtskarte geschickt. Reaktion – 0. Sellerie. Bei Oma war ich auch diese Woche. Eine Stichsäge für meine Regale ausborgen. An einem Abend, war ich bei M. tapezieren. Ging ganz gut. Heute habe ich mir um 13 Uhr wieder mal den Willy gegeben. Super. Wann gibt es wieder ein Event? Wird sicher wieder ganz toll.
Sa. 28.02.1998
22 Uhr. Sitze herum. Ziehe mir eine CD nach der anderen rein und habe absolut zu nichts Lust. Zu tun gibt es auch nichts. Die Wohnung habe ich schon Nachmittag geputzt. Ich denke noch immer viel zu oft an R. Täglich. Mehrmals. Es ist auf der einen Seite angenehm an die schönen Stunden, die wir gemeinsam verbracht haben, zu denken. Doch auch auf der anderen Seite, habe ich das Gefühl, den Verlust noch immer nicht ganz verkraftet zu haben. Irgendwie kann ich das Ganze noch immer nicht akzeptieren. Warum? Keine logische Erklärung vorhanden. Diese Woche war ich bei 2 Beratungsstellen. So wie es momentan ausschaut, hilft das auch nicht viel. Mir fehlt ganz einfach die Power. Versuche zwar immer irgendwas zu tun. Aber so richtig ausfüllend und befriedigend ist es nicht für mich. Es ist für mich nach wie vor absolut unverständlich, warum überhaupt niemand mehr anruft. M. hat momentan auch wieder maskulinen Anhang. Sie kommen jetzt manchmal auf einen Kaffee. Aber so richtig reden geht da irgendwie auch nicht. Irgendwie habe ich immer das Gefühl, es interessiert sie eh nicht so recht. Dieses habe ich überhaupt bei den Meisten. Es ist eigenartig. Bilde ich mir das nur ein? Wenn ich von meinen Sorgen, manchmal auch Positiven, Alltagsgeschichten erzähle, ist es als ob ich es nur mehr tue, um das Sprechen nicht ganz zu verlernen. Es ist nicht einmal so wie früher, manchmal die Erleichterung da, alles los geworden zu sein. Es ist wuarscht. Ich will überhaupt nichts mehr erzählen. Sogar der Mann bei dem Institut für Erziehungshilfe, hat mir irgendwie das eigenartige Gefühl vermittelt, dass ich nicht ganz dicht bin. Oder bilde ich mir das auch wieder nur ein? Egal. Muss wahrscheinlich ganz alleine aus dem Schlamassel rauskommen. Mir kommt es manchmal vor, als würde ich immer knapp an der Grenze zum Absturz oder Ertrinken sein. Mit einem Fuß schon im Abgrund. Oder ein Tropfen Wasser und aus is.

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