Teil 2
10.11.1996
Es ist 06:45 früh, Sonntag. Im CD-Player lieg Eric Clapton. Habe mir einen Kaffee gekocht. Die wievielte Zigarette ich seit gestern schon rauche, kann ich beim besten Willen nicht sagen. Auf alle Fälle, waren es wieder schon zu viele. Gestern Abend um ca. 18:30 begann wieder einmal ein bewegendes Erlebnis, das meine Theorie über meinen Weg und Sinn des Lebens, sehr entscheidend beeinflussen wird. Ich führte wirklich ausführlichste Gespräche über das Leben. Es waren dort: (Namen nur der Autorin bekannt) Von Anfang an war alles sehr locker und ausgesprochen kommunikativ. Fotos von den jeweiligen Kindern wurden herumgereicht. Alltagsprobleme ausgetauscht. Auch unsere Lehrerin erzählte sehr viel von ihrer Familie und ihren Schulalltag. Schon vor Tagen hatte ich mir den Kopf zerbrochen, was ich mit den ehemaligen Klassenkameraden so reden werde. Sicher konnte man nur abwarten, wie sich alles entwickelt, aber ob man wirklich sagt, wie man sich derzeit fühlt, oder ob man das banale „Ja, danke gut“ antwortet. Das Ergebnis war so, dass ich meinen ganzen Frust der letzten Zeit offen gelegt habe. Und zwar mit allen drum und dran. Wie der Zufall, oder mein innerer Instinkt, so kam, hatte ich den richtigen Ansprechpartner (zumindest für diese eine lange Nacht) gefunden. Es ging irrsinnig leicht alles zu erzählen. R. ist seit zwei Jahren mehr oder weniger glücklich geschieden. Nach zehn Jahren sehr guter (seine Aussage) Ehe wollte seine Frau ein Ende setzen, indem sie in vor die Tatsache stellte, sich zu verwirklichen zu wollen. Es war sehr schlimm für ihn, weil er immer davon träumte, die Familie für ein ganzes Leben zu haben. Seine fast 5 jährige Tochter kann er sehen, wann er will. Mit seiner Frau hat er auch ein relativ friedliches Auskommen. Seit zwei Jahren, die er jetzt geschieden ist, traut er sich nicht eine festere Bindung einzugehen. Er hat Angst, dass er wieder so enttäuscht wird. Man erwartet manchmal viel zu viel vom Leben. Der eine will allein sein, der andere nicht, und niemand kommt an sein Ziel. Manche rennen ihr ganzes Leben irgendetwas nach, dass sie nie erreichen können. Obwohl man ein Ziel braucht (oder?!), sollte es nicht zu weit oder zu hoch gesteckt sein. Meiner Meinung sollte man immer in sein Innerstes horchen, und sofort befolgen. Nur ob sich das mit dem Rest rationalen Handelns und Denken vereinbaren lässt, ist die große Frage. Auf alle Fälle waren diese Gespräche heute Nacht eine große Bewusstseinserweiterung. Deshalb, weil ich gemerkt habe, wie ein Mann, den man eigentlich kaum kennt, so einfühlsam mit einem reden kann. Es war sicher nicht aus Höflichkeit. Denn es gehört schon sehr viel Geduld dazu meine Sorgen von vorn bis hinten an zuhören und dann noch intensiv, darauf einzugehen. Es war ein Teil von dem, was ich eigentlich in letzter Zeit am meisten vermisst habe. Es ist vorerst einmal sehr beruhigend für mich, dass es auch etwas anderes als aneinander vorbei reden gibt. Oder bei jeden Wort vorher, überlegen zu müssen, wie und was sage ich als nächstes. Vielleicht waren die Gespräche auch so aufschlussreich und offen, weil man in der Annahme war, sich sowieso längere Zeit nicht mehr zu treffen. Und trotzdem habe ich das Gefühl, dass mehr dahinter steckt. Ausgeprägte Hilfsbereitschaft einem Anderen aus der Patsche zu helfen. Eine Nächstenliebe, die weit über die geht, die man sonst so zu spüren bekommt. Oder eine kleine Zuneigung. Vielleicht, aber auch ein Hilferuf des Anderen um ausführliche und offene Gespräche zu führen. Fragen über Fragen. Was an dem Ganzen, noch so hervorragend ist. R. kennt den Willy! Echt leiwand. Er hat mit ihm geschäftlich zu tun. R. entwirft Plattencovers für OBK! Echt Spitze. Vielleicht, kann ich ihn doch noch einmal persönlich kennen lernen. Wieder einmal ein Griff, nach dem Sternenhimmel. Wer weiß? Einer meiner Träume würde in Erfüllung gehen. Es ist bereits acht Uhr Morgens. R. ist inzwischen aufgewacht. Überraschenderweise, hat er relativ ruhig über mein zeitiges Heimkommen reagiert. Doch wer weiß, wie´s noch kommt. Ich glaube schön langsam geht mir die Energie aus, um noch klare zusammenhängende Sätze zu formen. Drum werde ich jetzt ein Resümee über diese Nacht schreiben. Es war ein wunderbares Erlebnis mit etwas Knistern (von meiner Seite). Eine gewisse Hoffnung, das hier eine neue intensive Freundschaft geboren wurde. Es wäre wunderbar und es würde mir helfen. Was noch obendrauf dazu kommt, R. hat viele Platten zu verkaufen. Drum (oder?) hat er mir seine Nummer gegeben. Man wird sehen, was kommt. Ich darf nicht wieder mein ganzes Herz in diese Sache verwenden, in den letzten Jahren. Sonst ist die Enttäuschung wieder groß, und ich kann wieder von vorne beginnen. Um zwei Uhr mussten wir das Lokal räumen. Wir wanderten zum nächsten, ein paar Häuser weiter. Letztendlich blieben meine Schwägerin, R. und ich über. Um vier Uhr wurde das Kaffeehaus geschlossen. Wir gingen raus Da kein öffentliches Verkehrsmittel mehr zur Verfügung stand, blieb uns nichts anderes übrig, in den Keller des Lokals zu gehen. Um 5 Uhr war dann endgültig Schluss. Zitat OBK – „Ois, hot sei End. Mag es ein One-Night-Stand im verbalen Sinn gewesen sein, war es wieder einmal, einer der wenigen erfreulichen Erlebnisse, von denen ich zehren kann. Traurig aber wahr. Ich sollte, viel öfter solche Erlebnisse haben, um meinen Horizont des Lebens noch weiter ausbauen zu können. Leider trifft man die Gesprächspartner dafür nicht alle Tage. Aber vielleicht doch mal wieder. Jetzt wird es aber wirklich Zeit – meine Augen fallen schon zu. Eine letzte Zigarette noch. Dann ab ins Bett, mit der Hoffnung auf schöne Träume.
Es ist 06:45 früh, Sonntag. Im CD-Player lieg Eric Clapton. Habe mir einen Kaffee gekocht. Die wievielte Zigarette ich seit gestern schon rauche, kann ich beim besten Willen nicht sagen. Auf alle Fälle, waren es wieder schon zu viele. Gestern Abend um ca. 18:30 begann wieder einmal ein bewegendes Erlebnis, das meine Theorie über meinen Weg und Sinn des Lebens, sehr entscheidend beeinflussen wird. Ich führte wirklich ausführlichste Gespräche über das Leben. Es waren dort: (Namen nur der Autorin bekannt) Von Anfang an war alles sehr locker und ausgesprochen kommunikativ. Fotos von den jeweiligen Kindern wurden herumgereicht. Alltagsprobleme ausgetauscht. Auch unsere Lehrerin erzählte sehr viel von ihrer Familie und ihren Schulalltag. Schon vor Tagen hatte ich mir den Kopf zerbrochen, was ich mit den ehemaligen Klassenkameraden so reden werde. Sicher konnte man nur abwarten, wie sich alles entwickelt, aber ob man wirklich sagt, wie man sich derzeit fühlt, oder ob man das banale „Ja, danke gut“ antwortet. Das Ergebnis war so, dass ich meinen ganzen Frust der letzten Zeit offen gelegt habe. Und zwar mit allen drum und dran. Wie der Zufall, oder mein innerer Instinkt, so kam, hatte ich den richtigen Ansprechpartner (zumindest für diese eine lange Nacht) gefunden. Es ging irrsinnig leicht alles zu erzählen. R. ist seit zwei Jahren mehr oder weniger glücklich geschieden. Nach zehn Jahren sehr guter (seine Aussage) Ehe wollte seine Frau ein Ende setzen, indem sie in vor die Tatsache stellte, sich zu verwirklichen zu wollen. Es war sehr schlimm für ihn, weil er immer davon träumte, die Familie für ein ganzes Leben zu haben. Seine fast 5 jährige Tochter kann er sehen, wann er will. Mit seiner Frau hat er auch ein relativ friedliches Auskommen. Seit zwei Jahren, die er jetzt geschieden ist, traut er sich nicht eine festere Bindung einzugehen. Er hat Angst, dass er wieder so enttäuscht wird. Man erwartet manchmal viel zu viel vom Leben. Der eine will allein sein, der andere nicht, und niemand kommt an sein Ziel. Manche rennen ihr ganzes Leben irgendetwas nach, dass sie nie erreichen können. Obwohl man ein Ziel braucht (oder?!), sollte es nicht zu weit oder zu hoch gesteckt sein. Meiner Meinung sollte man immer in sein Innerstes horchen, und sofort befolgen. Nur ob sich das mit dem Rest rationalen Handelns und Denken vereinbaren lässt, ist die große Frage. Auf alle Fälle waren diese Gespräche heute Nacht eine große Bewusstseinserweiterung. Deshalb, weil ich gemerkt habe, wie ein Mann, den man eigentlich kaum kennt, so einfühlsam mit einem reden kann. Es war sicher nicht aus Höflichkeit. Denn es gehört schon sehr viel Geduld dazu meine Sorgen von vorn bis hinten an zuhören und dann noch intensiv, darauf einzugehen. Es war ein Teil von dem, was ich eigentlich in letzter Zeit am meisten vermisst habe. Es ist vorerst einmal sehr beruhigend für mich, dass es auch etwas anderes als aneinander vorbei reden gibt. Oder bei jeden Wort vorher, überlegen zu müssen, wie und was sage ich als nächstes. Vielleicht waren die Gespräche auch so aufschlussreich und offen, weil man in der Annahme war, sich sowieso längere Zeit nicht mehr zu treffen. Und trotzdem habe ich das Gefühl, dass mehr dahinter steckt. Ausgeprägte Hilfsbereitschaft einem Anderen aus der Patsche zu helfen. Eine Nächstenliebe, die weit über die geht, die man sonst so zu spüren bekommt. Oder eine kleine Zuneigung. Vielleicht, aber auch ein Hilferuf des Anderen um ausführliche und offene Gespräche zu führen. Fragen über Fragen. Was an dem Ganzen, noch so hervorragend ist. R. kennt den Willy! Echt leiwand. Er hat mit ihm geschäftlich zu tun. R. entwirft Plattencovers für OBK! Echt Spitze. Vielleicht, kann ich ihn doch noch einmal persönlich kennen lernen. Wieder einmal ein Griff, nach dem Sternenhimmel. Wer weiß? Einer meiner Träume würde in Erfüllung gehen. Es ist bereits acht Uhr Morgens. R. ist inzwischen aufgewacht. Überraschenderweise, hat er relativ ruhig über mein zeitiges Heimkommen reagiert. Doch wer weiß, wie´s noch kommt. Ich glaube schön langsam geht mir die Energie aus, um noch klare zusammenhängende Sätze zu formen. Drum werde ich jetzt ein Resümee über diese Nacht schreiben. Es war ein wunderbares Erlebnis mit etwas Knistern (von meiner Seite). Eine gewisse Hoffnung, das hier eine neue intensive Freundschaft geboren wurde. Es wäre wunderbar und es würde mir helfen. Was noch obendrauf dazu kommt, R. hat viele Platten zu verkaufen. Drum (oder?) hat er mir seine Nummer gegeben. Man wird sehen, was kommt. Ich darf nicht wieder mein ganzes Herz in diese Sache verwenden, in den letzten Jahren. Sonst ist die Enttäuschung wieder groß, und ich kann wieder von vorne beginnen. Um zwei Uhr mussten wir das Lokal räumen. Wir wanderten zum nächsten, ein paar Häuser weiter. Letztendlich blieben meine Schwägerin, R. und ich über. Um vier Uhr wurde das Kaffeehaus geschlossen. Wir gingen raus Da kein öffentliches Verkehrsmittel mehr zur Verfügung stand, blieb uns nichts anderes übrig, in den Keller des Lokals zu gehen. Um 5 Uhr war dann endgültig Schluss. Zitat OBK – „Ois, hot sei End. Mag es ein One-Night-Stand im verbalen Sinn gewesen sein, war es wieder einmal, einer der wenigen erfreulichen Erlebnisse, von denen ich zehren kann. Traurig aber wahr. Ich sollte, viel öfter solche Erlebnisse haben, um meinen Horizont des Lebens noch weiter ausbauen zu können. Leider trifft man die Gesprächspartner dafür nicht alle Tage. Aber vielleicht doch mal wieder. Jetzt wird es aber wirklich Zeit – meine Augen fallen schon zu. Eine letzte Zigarette noch. Dann ab ins Bett, mit der Hoffnung auf schöne Träume.
Bluesanne - 18. Okt, 04:30
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